Monoklonale Antikörper – Wundermittel für alle?

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Hast du auch schon mehrere Prophylaxen ausprobiert, aber keine brachte eine wirkliche Verbesserung? Dann könnte die Antikörpertherapie etwas für dich sein. Manchmal wird sie auch als Migräneimpfung bezeichnet.

So wirken die Antikörper gegen Migräne

Bei der Entstehung von Migräne spielen Botenstoffe im Gehirn wie das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) eine Rolle. Dieses Neuropeptid ist an der Auslösung von Entzündungen und Schmerzreaktionen beteiligt. Antikörper sind spezielle Proteine, die gezielt das CGRP oder dessen Rezeptoren blockieren können. Dadurch wird die Freisetzung anderer Neurotransmitter, die mit Migräne in Verbindung gebracht werden, reduziert.

Die Verwendung von Antikörpern zur Migräne-Prophylaxe bietet mehrere Vorteile. Erstens ist es eine gezielte Therapieoption, die spezifisch auf den CGRP-Weg abzielt und somit die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen verringert. Zweitens kann sie Patienten helfen, die auf andere präventive Medikamente nicht ausreichend ansprechen oder diese nicht vertragen.

Welche Antikörper gibt es?

Mittlerweile sind vier Präparate auf dem Markt:

  • Aimovig (Wirkstoff Erenumab)   Eigenbehandlung mit PEN
  • Emgality (Wirkstoff Galcanezumab) Eigenbehandlung mit PEN
  • Ajovy (Wirkstoff Fremanezumab) Eigenbehandlung mit PEN
  • Yvepti (Wirkstoff Eptinezumab) Infusion beim Arz

Wie funktioniert die Anwendung?

Normalerweise spritzt man sich den Antikörper mithilfe eines PENS einmal pro Monat selbst zuhause. Als Körperstelle eignen sich die Oberschenkel, Oberarme und der Bauch. Das ist anfangs sicher gewöhnungsbedürftig, doch eigentlich nicht kompliziert. Die Anleitungen sind bebildert, sodass man Schritt für Schritt vorgehen kann. Einige Ärzte lassen die Patienten für die erste Anwendung auch in die Praxis kommen. Je nach Empfindlichkeit kann man den Einstich schon als schmerzhaft empfinden, doch ähnlich wie bei Impfungen oder Blutabnehmen, ist es nur ein kurzer Moment. Vor und nach der Anwendung sollte man die Stelle desinfizieren.

Wer erhält die Migränespritzen?

Im Regelfall verschreiben Ärzte dir erst einen der Antikörper, wenn andere Prophylaxen wie Betablocker, Antidepressiva oder Botox keine ausreichende Wirkung zeigten. Das liegt weniger an der Stärke des Medikaments, sondern an den enorm hohen Kosten für das Medikament. Pro Einheit fallen – je nach Antikörper – etwa 500 bis 700 Euro an. Daher übernehmen die Krankenkassen die Kosten nur

  • bei Patienten mit chronischer Migräne
  • bei erfolglosen anderweitigen Therapieversuchen
  • wenn die Verschreibung durch einen fachkundigen Arzt erfolgt
  • wenn die Antikörper innerhalb von drei bis sechs Monaten eine Besserung der Migräne bewirken

Wirkung und Nebenwirkungen der Antikörpertherapie

Die monoklonalen Antikörper sind noch relativ neu, der erste – Aimovig – kam 2018 auf den deutschen Markt. Daher sind beispielsweise Langzeitauswirkungen noch nicht erforscht. Die meisten Patienten vertragen sie jedoch bisher recht gut. Häufige Nebenwirkungen sind Verstopfung, sowie Juckreiz und Schmerzen an der Einstichstelle. In Selbsthilfegruppen berichten einige Patienten zudem über Gelenkschmerzen.

Sollte ein Antikörper bei dir nicht anschlagen, kannst du natürlich noch die anderen probieren. Einige Ärzte raten zu einer Pause zwischen zwei Präparaten zwischen einem und drei Monaten, sie ist jedoch nicht zwingend vorgeschrieben. Zeigt ein Antikörper die gewünschte Wirkung, versucht man normalerweise nach ein bis zwei Jahren einen Auslassversuch. Das Präparat wird abgesetzt, um zu sehen, ob die Migräne wieder in alter Stärke zurückkehrt oder ob der Patient mittlerweile vielleicht auch ohne die Antikörpertherapie zurechtkommt.

Teilweise berichten Anwender auch, dass die Antikörper anfangs gute Wirkung zeigten, diese aber nach einiger Zeit nachließ. Auch hier hilft eventuell der Wechsel zu einem anderen Präparat.

Helfen die Antikörper jedem Migränepatienten?

Leider sind auch die monoklonalen Antikörper kein Wundermittel. Es gibt auch einige Patienten, die dadurch keine Verbesserung ihrer Migräne feststellen konnten. Auf jeden Fall sollte dein Arzt die Behandlung engmaschig begleiten. Für einige Menschen wird die Antikörpertherapie auch nicht empfohlen, beispielsweise Schwangeren und Stillenden sowie Leuten mit bestimmten Vorerkrankungen wie COPD.

Meine eigenen Erfahrungen

Ich verwende derzeit Emgality. Zuvor habe ich schon Ajovy und Aimovig ausprobiert. Leider brachte keiner der drei mir bisher einen richtigen Durchbruch. Allenfalls konnte die Frequenz der Anfälle ein wenig heruntergesetzt werden. Ich werde Emgality noch eine Weile verwenden, in der Hoffnung, dass sich die Wirkung doch noch stärker zeigt. Ansonsten bleibt noch der neueste Antikörper Yvepti. Allerdings bietet mein Arzt diesen noch nicht an, da hierfür ja eine gewisse Infrastruktur in der Praxis geschaffen werden muss, um die Infusionen zu verabreichen.

Das Spritzen selbst empfand ich teilweise als schmerzhaft, mittlerweile geht es aber. Nebenwirkungen haben sich bei mir keine gezeigt, zumindest keine, die ich direkt auf die Antikörper zurückführen könnte.

Quellen

Schmerzklinik Kiel

Migräneliga.de

Leben & Migräne.de

Dies ist keine medizinische Beratung. Ich berichte hier von meinen eigenen Erfahrungen und Rechercheergebnissen, sowie über den Austausch mit anderen Betroffenen.

Ich bin Melanie, deine Komplizin im Kampf gegen die Migräne. Ich leide selbst seit fast 20 Jahren daran und habe festgestellt, dass geballtes Wissen die beste Waffe gegen unsere Erkrankung ist. An meinen Erfahrungen, Irrwegen, Tops und Flops möchte ich dich mit diesem Blog teilhaben lassen und dir dabei helfen, dein eigener Migränespezialist zu werden. Also komm einfach rein, in die Welt der Marvelous Mrs. Migraine!