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Habe ich Migräne?

Dein Kopf dröhnt vor pochenden einseitigen Kopfschmerzen? Dir ist übel bis zum Erbrechen? Schmerzmittel helfen kaum? Dann könnte es sein, dass du unter Migräne leidest.

Als Migräniker fühlt man sich manchmal wie ein Zuschauer im Zirkus: Verehrtes Publikum, heute tritt für Sie auf – die Migräne! Sie kommt meistens spontan hereingetrampelt, laut, nervend, rücksichtlos aggressiv und immer ungelegen.

Ein kleiner Trost: In den Rängen sitzen viele, viele Leidensgenossen. In Deutschland leiden schätzungsweise mindestens zehn Prozent der Bevölkerung an Migräne. Weltweit sind wahrscheinlich etwa eine Milliarde Menschen betroffen. Davon deutlich mehr Frauen als Männer.

Trotzdem wird die Krankheit in der breiten Bevölkerung oft noch unterschätzt. Alle Migräniker kennen Sätze wie „ach, ich hab´ auch öfter mal Kopfschmerzen“, „so schlimm wird´s wohl nicht sein“ oder „wegen ein bisschen Kopfweh würde ich nicht zuhause bleiben.“ Glücklicherweise spricht sich allerdings langsam herum, was Migräne wirklich ist: Eine schwere chronische, neurologische Erkrankung.

Was passiert bei einem Migräneanfall?

An den Ursachen und Abläufen von Migräneattacken wird immer noch geforscht. Der heutige Stand der Wissenschaft geht davon aus, dass auf jeden Fall die Gene eine Rolle spielen. Viele von uns Migränikern haben enge Verwandte, die auch unter dem Kopfgewitter leiden.

Eine gängige Theorie der Forschenden ist, dass sich zu Beginn eines Migräneanfalls die Blutgefäße im Gehirn weiten. Außerdem sollen laut der Theorie in den Hirnhäuten Entzündungsproteine freigesetzt werden. Indem sich diese an Schmerzrezeptoren binden lösen sie einen Schmerzreiz aus. Dieser Reiz wird über den Hypothalamus (Regulationsstelle im Gehirn) an das sogenannte trigeminovaskuläre System weitergeleitet.

Ab diesem Zeitpunkt sollte man den typischen Migräneschmerz spüren. Weitere Symptome wie Übelkeit und Lichtempfindlichkeit sollen entstehen, wenn der Schmerzreiz wieder zurück an den Hypothalamus gesendet wird. Ganz geklärt sind die Rollen des Hypothalamus und des Stammhirns jedoch noch nicht. Viele Migräniker haben vor den Kopfschmerzen eine sogenannte Aura, die sich vor allem durch Sehstörungen äußert.

Diagnose der Migräne

Wenn du den Verdacht hast, dass bei dir Migräne besteht, solltest du einen Arzt aufsuchen. Du kannst natürlich erstmal deinen Hausarzt ansprechen. Häufig fehlt dort aber das spezielle Fachwissen, dass eine Migränebehandlung erfordert.

Daher kannst du auch gleich zu einem Neurologen gehen, der auf Migräne spezialisiert ist. Glaube mir, es lohnt sich, gegebenenfalls etwas weiter zu fahren, um den richtigen Facharzt zu finden. Sobald die Diagnose steht und die passenden Medikamente gefunden sind, musst du in der Regel nicht so oft in die Praxis.

Migräne kann nicht durch eine Blutuntersuchung oder sonstige Verfahren festgestellt werden. Meist schließt der Arzt andere Erkrankungen aus und stellt dann in Kombination mit den vorhandenen Symptomen die Diagnose. Da die Beschwerden aber sehr vielfältig und individuell sein können, ist das manchmal gar nicht so leicht.

Ein Schmerztagebuch kann helfen, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Darin hältst du fest, wann die Beschwerden auftreten, wie stark sie sind und ob du irgendwelche Auslöser, sogenannte Trigger, im Verdacht hast. Um andere Erkrankungen auszuschließen, können Ärzte ein EEG (Elektroenzephalogramm), ein MRT (Magnetresonanztomogramm) oder Blutuntersuchungen anordnen.

Woran erkenne ich, dass ich Migräne habe?

Die Migräne ist eine Erkrankung mit vielen Gesichtern. Nicht jeder Migräniker hat jedes Symptom, teilweise haben wir auch gegensätzliche Beschwerden, zum Beispiel fühlen sich einige vor einem Anfall aufgedreht, andere todmüde.

Wenn du jedoch mindestens eines der Hauptsymptome hast und dazu noch eine oder mehr der Begleiterscheinungen hinzukommen, könnte es sich tatsächlich um Migräne handeln.

Hauptsymptome von Migräne:

  • vor Eintritt der Kopfschmerzen Sehstörungen wie beispielsweise Tunnelblick, Flackern, Blitze oder Schwebeteilchen (die sogenannte Aura)
  • einseitige, pochende Kopfschmerzen (die Seiten können wechseln)
  • Übelkeit bis zum Erbrechen
  • Licht- und Geräuschempfindlichkeit

Weitere mögliche Symptome:

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Gliederschmerzen (vor allem im Nackenbereich)
  • Heißhunger auf Süßes oder Fettiges
  • Zittern
  • Frieren oder Schwitzen
  • Gereiztheit
  • Nervosität, Hyperaktivität, Anspannung
  • Depressive Verstimmung
  • Antriebslosigkeit
  • Schwindel

Ist Migräne eine schlimme Erkrankung?

Kurz gesagt: Ja. Migräne ist eine chronische Erkrankung, die einen hohen Leidensdruck verursachen und die dein Leben stark einschränken kann. Leider gibt es bis heute kein Heilmittel dagegen, du kannst nur die Symptome behandeln und mögliche Auslöser meiden.

Aber lass dich nicht entmutigen: es gibt heute eine Vielzahl an Akut- und Prophylaxe-Medikamenten, die den meisten Migränikern helfen. Zugegeben, die Suche kann länger dauern und muss bei den meisten öfter mal angepasst werden. Auch leiden viele von uns trotzdem hin und wieder an Anfällen, die wir nicht in den Griff bekommen.

Um nochmal auf den Zirkus zurückzukommen: Die Migräne weigert sich manchmal, ihren Auftritt abzubrechen. Sie treibt sich irgendwo auf dem Zirkusgelände herum und lässt sich nie vollständig vertreiben. Aber wir können versuchen, die Sprache unseres ungebetenen Gastes zu verstehen und ihm Manieren beizubringen. Hin und wieder darfst du ihn auch mal kräftig in den Hintern treten!

Werde Experte

Ich möchte dich ermutigen, dein eigener Migränespezialist zu werden. Beschäftige dich mit deiner Erkrankung, versuche alles über deine eigenen Symptome herauszufinden. Je besser du selbst informiert bist, desto besser kannst du mit den Ärzten sprechen und gezielt nach Medikamenten oder Therapien fragen.

Gib nicht auf, es gibt immer gute und schlechte Phasen. Aber glaube daran, dass auch mit Migräne ein weitgehend normales Leben mit Job, Familie und Freizeitaktivitäten möglich ist. Zudem schreitet die Forschung immer weiter voran. In den letzten Jahren sind viele neue Migränemedikamente auf den Markt gekommen, von daher dürfen wir ruhig optimistisch in die Zukunft schauen.

Quellen:

https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/migraene/krankheitsbild/

https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/migraene/diagnostik/

https://gesund.bund.de/migraene

Dies ist keine medizinische Beratung. Ich berichte hier von meinen eigenen Erfahrungen und Rechercheergebnissen, sowie über den Austausch mit anderen Betroffenen.

Ich bin Melanie, deine Komplizin im Kampf gegen die Migräne. Ich leide selbst seit fast 20 Jahren daran und habe festgestellt, dass geballtes Wissen die beste Waffe gegen unsere Erkrankung ist. An meinen Erfahrungen, Irrwegen, Tops und Flops möchte ich dich mit diesem Blog teilhaben lassen und dir dabei helfen, dein eigener Migränespezialist zu werden. Also komm einfach rein, in die Welt der Marvelous Mrs. Migraine!